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Mallorca 2003


Die Bilder zu unserer Mallorca Tour sind ja schon seit einiger Zeit im Web zu sehen. Aber jetzt kommt auch endlich der Bericht.

Es war lange geplant und dafür gespart worden. Eine Woche Biken auf Mallorca, abseits der Touristenzentren, mitten in wunderschöner Natur. Und damit nicht ein Großteil der Zeit mit Diskussionen über den richtigen Weg verschwendet wird, hatten wir auch für 5 Tage einen Guide gebucht. Eine goldrichtige Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte. Unsere Bikes ließen wir zu Hause, da wir vor Ort Leihräder bekommen konnten, die übrigens zwar Hardtails, aber von guter Qualität (Trek) waren.

Am Sonntag, dem 11. Mai 2003 ging es dann endlich los. Dabei waren (v.l.) Ralph Twele, Jörg Schlichenmeier, Günther Langheim, Eckhard Nolte, Martin Schmidt, Dieter Kapitza, Thorsten Eikenberg und Helmut Fricke.

Ralph TweleJörg SchlichenmeierGünther LangheimEckhard NolteMartin SchmidtDieter KapitzaThorsten EikenbergHelmut Fricke

Mit einem Kleinbus wurden wir zum Flughafen nach Paderborn gebracht. Dort wartete schon die erste Überraschung. Wir sollten die Flugtickets dort in Empfang nehmen, nur sie waren nicht da! Nach einigem Hin und Her bekamen wir dann neue Tickets und konnten schließlich abheben.

Bereits nach etwa zwei Stunden landeten wir in Palma de Mallorca und wurden empfangen vom mediterranen Licht und der um diese Jahreszeit sehr angenehmen Wärme. Per Bustransfer ging es dann in unsere Unterkunft, den Club Pollentia. Dieser liegt zwischen Alcudia und Puerto de Pollenca im Norden der Insel.
 

Dort bezogen wir unsere Appartments. Jeweils zu zweit: Ralph und Thorsten, Günther und Helmut, Eckhard und Kappi sowie Martin und Schliche. Die Paarungen waren ausgelost worden. Die Bilder dieses Tages gibt es hier.

Am nächsten Tag war für 11 Uhr das Treffen für die erste Tour vor dem Fahrradverleih vereinbart worden. Überraschenderweise waren wir nicht die einzigen Teilnehmer. Außer uns waren noch 5 andere Biker dabei: Björn, Mirjam und Oliver, Brigitte und Holger. Umso besser, dachten wir, da lernt man gleich noch ein paar andere Leute kennen. Schließlich ging es dann los unter Führung unseres Guides Tobias Richtung Alcudia, um die Halbinsel östlich davon zu erkunden. Am Anfang kam gleich eine schwierige Passage durch den Sand am Strand entlang. Man glaubt ja gar nicht, wie schwer es einem so ein bisschen Sand machen kann. Kaum 2 km waren gefahren, da war schon der erste Reifen platt. Eine willkommene Gelegenheit für eine Pause, in der man zum ersten Mal das klare Wasser und die schöne Landschaft bewundern konnte. Wir hatten zum Glück einige Ersatzschläuche für alle Ventilarten mitgenommen. So war die Reparatur nur Minutensache.

Nach kurzer Zeit ging es dann aber zur Sache als die ersten Anstiege begannen. Wir erreichten schließlich einen Aussichtspunkt mit Bänken und Tisch und super Blick auf’s Meer und machten dort Rast und uns über das mitgenommen Lunchpaket her. Kappi und Schmitti nutzten die Pause zu einem ausgiebigen Sonnenbad (siehe Bilder). Was dann kam, hatte keiner erwartet. Wir schlossen die Bikes zusammen, ließen sie oben stehen und begannen einen mühevollen langen steilen Abstieg zur Küste hinunter. Teilweise waren schon fast bergsteigerische Qualitäten gefragt. Insbesondere im unteren Teil, wo wir über große Felsen klettern mussten. Die malerische Bucht, die wir schließlich erreichten, entschädigte uns jedoch für diese Anstrengung mehr als genug. Die nächste Stunde stand Baden und Sonnen auf dem Programm. Nicht jeder hatte Badesachen mit, aber das störte wohl keinen. Der Aufstieg war noch einmal eine Herausforderung. Die Bikes waren wohlbehalten, und als wir gegen 17 Uhr wieder im Club waren, bestand Einigkeit, dass dies schonmal ein sehr schöner Tag war. Also, was macht man nach dem Biken? Natürlich muss erst mal der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen werden. Also an die Bar und eine Runde Weizenbier bestellt. Bei dieser Runde ist es nicht geblieben. Da es so schön war, haben wir es uns zur Gewohnheit gemacht, nach der Tour erst einmal dort einzukehren.

Am Dienstag schloss sich noch Miriam unserer Gruppe an. Die Tour führte wieder zunächst Richtung Alcudia und dann über Schotterwege an der Nordküste der Halbinsel entlang. Gegen späten Mittag erreichten wir einen Aussichtspunkt, von dem aus man die ganze Bucht Bahia de Pollensa überblicken kann (Bilder). Die Bergketten, die sich am Meer entlangzogen, boten ein faszinierendes Bild. Auch das berühmte Hotel Formentor und die vorgelagerte Insel Isla de Formentor konnte man von dort aus sehen.

Nach der Rast und der anschließenden Abfahrt legten wir noch einmal eine Badepause ein. Auf dem Rückweg machten wir einen Abstecher in die Innenstand von Alcudia und genossen eine Erfrischung in einem Straßencafé. Der Tag klang dann wieder gemütlich auf der Terasse der Bar in unserem Club aus. Dabei wurde Miriam zu unserem Maskottchen gekürt.

Am Mittwoch führte Tobias uns in den Norden auf die Halbinsel Formentor. Hier ging es zunächst an Puerto de Pollensa vorbei und dann auf einer Straße in Serpentinen steil bergauf zur Nordküste der Halbinsel. Wir erreichten schließlich einen von vielen Touristen besuchten Aussichtspunkt und machten dort Rast. Der Ausblick war wieder einmal beeindruckend. Das Meer hatte eine fast unnatürliche blaue Farbe. Wo sich die Wellen an der Steilküste brachen, änderten sich die Schattierungen von Blau, und Gischt schoss in die Höhe. Die schroffen Felsen stellten einen Kontrast zur Weite des Meeres her. Unsere Fotos können diesen Eindruck nur schwach wiedergeben.

Weiter ging’s dann zunächst mal die Straße in Serpentinen auf der anderen Seite des Berges hinunter und dann über Schotterwege und Singletrails durch das Gelände in die Berge. Wir mussten einen beachtlichen Anstieg bewältigen. Jeder war froh als die Bergkuppe erreicht war. Dann kam eine schöne Abfahrt an freilaufenden Ziegen vorbei zu einer Bucht hinunter. Gebadet hat an diesem Tag keiner. Der Himmel war zum ersten Mal bedeckt, und es war doch recht frisch. In der Bucht lag eine Yacht, auf der wir zwei Frauen ausmachen konnten. Winkend nahmen wir Kontakt auf und wollten schon hinüberschwimmen bis plötzlich auch noch zwei Männer an Bord auftauchten, der Motor angelassen wurde und die Yacht entschwand...

Zurück mussten wir zum großen Teil den gleichen Weg nehmen, den wir gekommen waren. Also auch wieder die Straße hinauf zwischen vielen Touristenbussen, die wegen der engen Kurven kaum schneller vorwärts kamen als wir. Oben auf dem Aussichtspunkt wurde dann nochmal Rast gemacht und schließlich die letzte Etappe angegangen.

Für Donnerstag hatte Tobias einen Ruhetag angesetzt. Also was macht man als NoBraker? Man fährt auf eigene Faust los. Es wurde letztendlich unsere schönste Tour (ohne hiermit die hervorragende Streckenauswahl von Tobias schmälern zu wollen). Diesmal ging es Richtung Westen zum Kloster Lluc im Tramuntana Gebirge. Die Anfahrt führte über die sehr steil ansteigende Straße nach Port de Soller, bevor es dann bei Son Marc über den Puig Tomir (1102m ) zum Kloster Lluc ging. Die lang anhaltende Steigung, enge scharfe Kurven, loser Schotter und verzweigte Wurzeln machten uns ganz schön zu schaffen und erforderten ein hohes Mass an Ausdauer und Konzentration, um überhaupt im Sattel zu bleiben. Für diese Strapazen wurden wir dann aber auf der Rückfahrt  mit einem Leckerbissen belohnt.

Im Kloster selbst erlebten wir eine Neuauflage des Wunders, das ursprünglich zur Gründung des Klosters geführt haben soll. Laut der Legende fand ein kindlicher Schafhirte mit Namen Lluc die Morenita, eine mittlerweile berühmte Madonnenfigur, in den Bergen; es war die Zeit der Eroberung Mallorcas durch die Christen. Der Junge brachte die Figur zum Priester der nahen, damals gerade neu erbauten Kapelle von Escorca. Tags drauf verschwand sie dort wieder und tauchte an der alten Fundstelle wieder auf. das wiederholte sich, bis man endlich den göttlichen Wink verstand: ein weiterer Kapellenbau war angezeigt. Und zwar genau dort, wo Lluc die Figur gefunden hatte. Unser Wunder war ähnlich. Als wir das Kloster verlassen und losfahren wollten, stellten wir fest, dass Helmuts Sattel inklusive Sattelstütze verschwunden war. Auch in der Umgebung unseres Abstellplatzes war sie nicht zu finden. Wir beratschlagten und diskutierten einige Zeit und kamen schließlich zu dem Schluß, dass wahrscheinlich jemand den Sattel geklaut hat. Was nun? Die Äußerungen reichten von “Dann wechseln wir uns eben ab. Jeder fährt ein Stück mit deinem Rad.” über “Ich zeige euch mal, wie man im Stehen 45 km fährt und fahre die ganze Strecke alleine mit meinem Rad.” bis zu “Es ist Krieg!”. Schließlich brachen wir auf, Eckhard vorne weg. Plötzlich ein Aufschrei “Das ist doch nicht wahr? Guckt mal, da liegt er ja!”. Und tatsächlich, im Graben an der Straße kurz vor der Klostereinfahrt lag Helmuts Sattel. Wir haben dann noch 5 Minuten Andacht gehalten und kamen dann zu dem Schluß, dass es wohl ein dummer-Jungen-Streich gewesen sein muss.

Das wahre Sahnehäubchen war dann aber der Singletrail mit Downhill - Charakter, der steil durch das nördliche Gebirge der Tramuntena abwärts führte. Er war gespickt mit armdicken Wurzeln, fußballgroßen Findlingen und immer wieder auftauchenden Felsstufen, die sogar Sprünge erforderlich machten. Wie die Bilder zeigen, erforderte dieser Tag eine ganz besondere Abschlußfeier. Und Kappi hat an diesem Abend gelernt, dass man nicht zur Bedienung auf Spanisch so etwas sagt wie “Noch eine Runde”, wenn man meint “Ich möchte diese Runde bezahlen”.

Am Freitag führte uns Tobias noch einmal Richtung Westen über Pollensa in die Berge. Anfangs fuhren wir die gleiche Strecke wie am Tag zuvor auf der Straße. Als es noch flach war, wurde richtig Tempo gemacht, indem wir dicht hintereinander im Windschatten fuhren. Als plötzlich in einer Kurve ein Auto auftauchte, musste die ganze Kolonne abrupt Bremsen. Dabei legte Kappi eine Show-Einlage hin, indem er die Vorderbremse so stark zog, dass das Rad blockierte, das Hinterrad abhob und 1 m hoch in der Luft schwebte bis er zum Stehen kam.

Später bogen wir dann nicht links ab auf den Schotterweg zum Kloster Lluc sondern blieben auf der Straße, die sich immer weiter die Berge hinaufschlängelte. Es war mittlerweile auch richtig schön heiß geworden. Der Aufstieg verlangte einem alles ab, zumal auch noch die gestrige Tour in den Beinen steckte. Als wir schließlich den Kamm erreicht hatten, rasteten wir zunächst und bogen dann rechts ab ins Gelände. Nach einiger Zeit kamen wir an ein abgeschlossenes Tor und einen Zaun, den wir jedoch mitsamt den Bikes überwinden konnten. Es dauerte nicht lange bis ein Geländewagen mit einem uniformierten Parkwächter uns stoppte. Wir dürften hier nicht fahren, da dies ein Naturschutzgebiet sei. Tobias redete mit Engelszungen und setzte telefonisch Himmel und Hölle in Bewegung. Aber es war nichts zu machen. Wir mussten umkehren. Also erstmal zurück zur Straße und dann auf der Straße weiter.

Nach ein paar Kilometern bogen wir dann links ab auf einen Schotterweg. Es kann nicht mehr allzu weit vom Kloster Lluc entfernt gewesen sein. Wir wollten auf jeden Fall unserem Guide den Wahnsinns-Singletrail zeigen, da er ihn noch nicht kannte. Wir kamen schließlich auch dort hin. Tobias war beeindruckt. Auf dem Rückweg machten wir noch in Pollensa halt, um einen Kaffee oder Kaltgetränke zu uns zu nehmen. Trotz der Probleme mit dem Parkwächter war noch eine sehr schöne Tour daraus geworden.

Die Ausfahrt am Samstag führte uns zu einer ehemaligen Verteidigungsanlage mit Höhle und Ausguck an einer Steilküste. An diesem letzten Tag haben wir es etwas ruhiger angehen lassen. Auch dabei sind wieder ein paar schöne Bilder herausgekommen. Nach der Ankunft im Club stand dann noch Fahrradputzen auf dem Programm.

Der Bustransfer zum Flughafen am Sonntag war erst am Nachmittag, so dass wir uns den halben Tag noch im Club um die Ohren schlagen mussten. Wir nutzten ihn zum Relaxen und um das Hinterland der Clubanlage etwas zu erkunden. Dort gab es an einem Teich einen Schuppen mit Sichtschlitzen, durch die man fliegende Fische beobachten konnte. Das haben wir natürlich auch im Bild festgehalten.

Nachdem wir dann mitten in der Nacht schließlich wieder Zuhause angekommen waren, war wohl jeder von uns auch froh, wieder da zu sein. Die körperliche Anstrengung der ganzen Woche und die vielen Eindrücke mussten wir erst einmal verdauen.